Der Fluch der dreissig Silberlinge


Zum Glück wieder ein zweiteiliges Abenteuer – so schloss ich damals meine Rezension von “Das  Heiligtum von Gondwana”. Wobei ich das heute relativieren muss, den beim zweiten Lesen ist auch dieses Album, wenn man den Weg als Ziel sieht, durchaus ein würdiger Blake & Mortimer Band.

Aber weiter mit den zwei neuen Alben, die zuerst unter keinem guten Stern standen. Der Zeichner René Sterne starb während den Arbeiten am ersten Album, das daraufhin durch seine Partnerin Chantal de Spiegeleer vollendet wurde. Der zweite Teil wurde von Antoine Aubin gezeichnet.

Womit wir gleich zum Zeichenstil kommen: Der erste Teil ist meiner Meinung nach eine deutliche Abkehr vom althergebrachten Blake & Mortimer Stil. Weniger detailiert und damit moderner – keineswegs ungefällig, nur anders. Der zweite Teil ist dichter beim Stil der übrigen Album.

Das Szenario stammt von Jean van Hamme, die Geschichte schliesst damit an “Der Fall Francis Blake” und “Die unheimliche Begegnung” an und macht wieder Gebrauch von einigen hierin eingeführten Personen. Olrik fehlt natürlich auch nicht, der wird gleich am Anfang aus dem Gefängnis befreit.

 Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist ein archäologischer Fund in Griechenland, eine kleine Kiste mit darin einem der 30 Silberstücke, die Judas als Lohn für den Verrat Christi bekommen hat. Es entbrennt eine Suche nach den 29 übrigen Geldstücken, bei der Mortimer (der wiederum Hauptperson ist) regelmässig mit Olrik zu tun bekommt. Der handelt übrigens nicht auf eigene Faust, sondern ist nur die ausführende Hand des wahren “Bad guys”, eines früheren SS-Offiziers.

Das war eigentlich auch schon der Kern der Geschichte. Hierum entwickelt sich der übliche Blake & Mortimer Reigen von Schiessereien und Schlägereien, von Schicksalschlägen und glücklichen Zufällen, und hier und da eine überraschende Wendung. Vor Mittelmeer-Decor entsteht so eine klassische Abenteuergeschichte mit bestem Indiana Jones-Ende.

Man fühlt der Geschichte die sorgfältige Recherche an. Der farbige Stil beider Alben passt bestens zur Mittelmeer-Umgebung. Ich habe auch den Eindruck, dass diese beiden Bände ein neues zeichnerisches Element einführen, dass bei Jacobs praktisch vollständig gefehlt hat: Panels, die eine Übersicht aus Vogelperspektive zeigen – anders als Jacobs “Auf Augenhöhe”Stil.

 Fazit: Sehr empfehlenswert – gute Geschichte, zeichnerisch weicht vor allem der erste Band etwas vom Bekannten ab, aber durchweg sehr schön!